Gestern Abend wurde die Journalistin Maybrit Illner vor knapp 400 Gästen auf dem 12. Aalkönigfest in Bad Honnef zur zweiten Aalkönigin der Neuzeit gewählt. „Halleluja“, entfuhr es Staatssekretär a. D. Friedhelm Ost, Sprecher des Aalkönigkomitees, bevor er sich bei den über 70 Kindern des Kölner Jugendchors Sankt Stephan unter der Leitung von Michael Kokott bedankte.
Der Chor sorgte für die imposante Ouvertüre zu einem wahrlich herausragenden Aalkönigsfest, der Krönung von Maybrit I. Die Zahlen spiegeln die Besonderheit des Abends wieder: 12 Feste, 2 Königinnen...
„Ja, es war wirklich der Herzenswunsch des rheinischen Aalvolkes seit langem, nach der ersten Aalkönigin Rosi Mittermaier endlich einmal wieder eine Frau auf den Thron zu erheben. Nun wissen wir alle, wünschbar ist vieles, machbar indessen nur wenig! Aber wir haben es geschafft!“, so Friedhelm Ost stellvertretend für das neunköpfige Komitee. In vielen Flüssen und Gewässern habe man sich umgeschaut, ja sogar „beauty contests“ habe man durchgeführt, um dem Aalvolk endlich die ersehnte neue Königin präsentieren zu können.
Um 18 Uhr entstieg die zu Krönenede im Blitzlichtgewitter vor dem Kurhaus der Limousine. Und es glitzerte ein kleines bisschen mehr als sonst.
Im Rahmen des traditionellen Sponsorenempfangs – ohne die Unterstützung dieser wichtigen Partner geht es einfach nicht – trug sich Maybrit Illner im Beisein von Bürgermeister Otto Neuhoff ins goldene Buch der Stadt ein und gab erwartend professionell erste Interviews. Nach dem traditionellen „Treppenbild“ mit Königin und Komitee zog der Tross unter großem Applaus in das vollbesetzte, in der diesjährigen Hoffarbe „Korallrot Pantone 178 C“ eingeleuchtete Kurhaus, ein.
Einer der Höhepunkte des Abends war die aufgezeichnete Laudatio von Kardinal Reinhard Marx, der in diesem Jahr zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt wurde und zum engen Beraterstab von Papst Franziskus gehört. „ König Reinhard I. musste in diesen Tagen nach Rom und konnte den Papst leider nicht überzeugen, dass er heute hier zur Abdankung hätte antreten sollen. Sein vatikanischer Segen liegt jedoch über uns allen hier im Kursaal“, entschuldigte Friedhelm Ost die Abwesenheit des Herrn Kardinals.
Schon zu Beginn seiner Laudatio – „Liebe Frau Illner, Sie tragen zwar keinen Kardinalspurpur, kommen aber immerhin aus dem „Roten Kloster“"– wurde jedem Gast klar, dass eine Aufzeichnung dem dem brillianten Wortwitz des Kardinals nichts anhaben kann. Der Kardinal zeigte sich ganz sicher, dass das Aalvolk mit Maybrit Illner „eine sprachmächtige Regentin bekommt.“ Sie sei zwar nicht katholisch, aber ins katholische Rheinland sei sie, „zumindest zur Hälfte, schon mal umgezogen“, so Kardinal Marx und bezeichnete dies als ersten Schritt. Er hob Ihre Qualitäten als Journalistin und Moderatorin hervor. Ihren hohen journalistischen Anspruch habe sie „an Marx geschärft“, womit nicht er selbst, sondern Karl Marx gemeint sei. Schließlich stamme Illners journalistisches Motto „An allem ist zu zweifeln“ vom „roten Apostel“ Karl Marx.
Gegen 22:15 Uhr war es dann soweit. Maybrit Illner betrat die Bühne und nahm die Insignien entgegen.
Die Erwartungen des Aalvolks an ihre neu gekrönten Häupter sind groß. Maybrit I. wurde diesen mehr als gerecht. Die Gäste hielt es kaum auf ihren Sitzen. Mal feinsinnig, mal spitz – die neue Regentin traf perfekt den Ton.
„Und liebe Aale, hört die Signale! Dass mich als Tochter des Arbeiter- und Bauernstaates heute Abend Marx persönlich (wenn auch per Video) zur Königin ausruft, hätte selbst meine rege kindliche Vorstellungskraft übertroffen.“, so die frisch gekrönte Aalkönigin.
„Dass der Aal grammatisch männlichen Geschlechts sei, musste fast ein Jahrzehnt als Ausrede dafür herhalten, dass erst eine Frau vor mir diesen Thron erklimmen konnte. (...) Auch in diesem Königreich gehört die Hälfte der Macht einfach den Aalinnen! Das macht vieles einfacher! (Und wenn Ihr so weiter macht, beschließt der EU-Fischereikommissar für Bad Honnef künftig noch eine Fangquote“, mahnte Maybrit I. das Honnefer Aalkönigkomitee.
Besonders glücklich ging der Abend für die Gewinner der Hauptpreise zu Ende. Neben zwei tollen Reisen – eine ins Pitztal und eine nach Berlin – wurde ein Besuch des Kontor & Kaffeehauses in Königswinter und ein Präsentekorb vom HIT-Markt Bad Honnef verlost.